Studienfahrt der 12. Klasse nach Prag

Prag — die goldene Stadt, geprägt von Jahrhunderten voller historischer Ereignisse und Persönlichkeiten, pulsierendes kulturelles Zentrum vieler berühmter Künstler und Heimat einiger der schönsten Architekturen Europas — dieses Jahr ein weiteres Mal Studienfahrtziel der 12. Klasse des Kaspar-Zeuß-Gymnasiums.

Obwohl die Stadt nicht weit entfernt in unserem Nachbarland liegt, eröffnete sich uns dort trotzdem eine neue Welt. Gleich am ersten Tag brachen wir nach unserer kurzen Fahrt über die Landstraßen Tschechiens in das Herz der Stadt auf. Das rege Stadtleben konnte man schon anhand der lebendigen Atmosphäre in der U-Bahn fühlen — egal ob man dort, auf seinen nächsten Stopp wartend, neben ein paar Kafka lesenden Pendlern saß, auf den sich schier ewig nach oben erstreckenden Rolltreppen den Aufstieg ans Tageslicht unternahm, oder man auf dem Bahnsteig den regen, doch durch die Sprachbarriere unverständlichen Unterhaltungen der Fahrgäste lauschte. Uns allen war klar, diese Stadt würde auch an uns nicht vorbeigehen, ohne nachhaltige Eindrücke zu hinterlassen. Als wir, nach Ticketproblemen und gesperrten Stationen, fast ein wenig vom Unglück verfolgt, den Weg durch das unterirdische Netz gefunden hatten, ging es auch schon zu unserem ersten Ziel — der Bayerischen Repräsentanz.

Dort erfuhren wir sowohl einiges über die Verbindung unseres Freistaates mit Tschechien als auch etwas über die großartige Kultur dieses Landes. Allerdings: Ein weiteres „Unglück“ ließ nicht lange auf sich warten, ein Gewitter wurde gemeldet und das Nachmittagsprogramm abgesagt. Doch letztlich war dieser unverhofft freie Nachmittag trotz des vielen Regens vielmehr eine Chance, in Kleingruppen die Stadt auf eigene Faust zu erleben und eigene Abenteuer in dieser für uns unbekannten Metropole zu unternehmen.

Am folgenden Tag starteten wir mit neuer Frische schon in der Frühe mit dem nächsten Programmpunkt: den Führungen durch die Judenstadt, die Synagogen und den alten jüdischen Friedhof. Versorgt mit „Einmal-Kippas“ für die männlichen Tour-Teilnehmer, durften wir dann auch schon in die älteste Synagoge Prags eintreten. Die „Alt-Neu“-Synagoge, geprägt von dem Baustil der Frühgotik, wird auch heute noch für Gottesdienste genutzt, so erlebten wir unter anderem auch einen jüdischen Chor live, der dort seine Lieder zum Besten gab. Die tragische Geschichte der Juden wurde in einer Gedenkstätte widergespiegelt. Es handelte sich um eine Synagoge, deren Innenwände die 80.000 Namen von Holocaust-Opfern trugen. Auf dem Friedhof wurde uns eine jüdische Tradition erklärt: anstatt auf die Gräber Blumen zu legen, werden Steine verwendet. Ein Grund — wie unsere Touristenführerin schmunzelnd spekulierte — weswegen so manche Pflastersteine in Prags Straßen vermisst werden. Dies konnte man tatsächlich am Nachmittag auf den von Schülern geführten Touren durch die Hauptstadt feststellen. Ob astronomische Uhr, Gemeindehaus oder Karlsbrücke, durch unsere Mitschüler wurde uns Wissen über die Sehenswürdigkeiten auf kurze und interessante Weise vermittelt. Von der Brücke aus machten wir uns anschließend mit schnellen Schritten Richtung Anleger auf, um unser Boot noch rechtzeitig zu erwischen. Nun stand der letzte Punkt des Tages an — die Schifffahrt über die Moldau. Hier konnten wir, während wir unsere müden Beine ausruhten, beide Seiten Prags betrachten, die Altstadt sowie die Kleinseite.

Diese war auch am nächsten Tag unser Ziel. Hier waren sowohl alte Strukturen wie der Karlsplatz sowie das geschichtsträchtige Neustädter Rathaus — bekannt für so manchen Sturz aus dessen Fenstern — als auch modernere Bauten wie das vom Dekonstruktivismus geprägte Tanzende Haus, zu sehen. Nachdem wir einen Blick auf den Balkon der deutschen Botschaft geworfen hatten, von welchem im Jahr 1989 die Ausreise von DDR-Flüchtlingen verkündet wurde, ging es schon weiter zum Hradschin, dem historischen Viertel auf dem Burgberg. Hier wurde ein Wachwechsel vor der Residenz des tschechischen Staatspräsidenten direkt vor unseren Augen abgehalten. Am meisten beeindruckte aber der Veitsdom mit seiner überragenden Größe und atemberaubenden gotischen Architektur. Doch dies war nicht die einzige Epoche, die man hier erkennen konnte. Es war ein Aufgebot, oder besser gesagt, eine Zeitleiste der vielen Bauepochen: von einer Kirche aus der Romanik über ein Gebäude aus der Renaissance bis hin zu einem Bauwerk des Klassizismus war hier alles vertreten. Der restliche Tag stand nun wieder zur freien Verfügung und es wurden noch rasch die letzten Souvenirs gekauft und wehmütig die letzten Erinnerungen gemacht, denn am nächsten Tag sollte es auch schon wieder nach Kronach zurückgehen. Die Cranach-Stadt war aber glücklicherweise noch nicht der nächste Stopp. Am letzten Tag ging es für wenige Stunden nämlich noch für einen Halt in die Kurstadt Karlsbad, die sogar zum UNESCO-Welterbe gezählt wird. Dort begutachteten wir heiße Quellen, die teils sogar meterweit in die Höhe spritzten. Auch konnten wir das Grandhotel Pupp sehen, welches schon so manchem Hollywood-Film Kulisse bot. Doch auch die Zeit hier kam zu einem Ende und wir machten uns auf die letzten paar Stunden Heimfahrt.

Ausgepowert kamen wir wieder in unserer Heimat an, um ein paar Kronen ärmer, doch umso viel reicher an unvergesslichen Erinnerungen.

Manami Hagen