Politische Erfahrungen aus erster Hand – EU-Projekttag mit Jonas Geissler am KZG

Im Rahmen des Europatags besuchte der Bundestagsabgeordnete des Wahlkreises Coburg-Kronach-Geroldsgrün unser Kaspar-Zeuß-Gymnasium.

„Herzlich willkommen zurück am KZG“. Mit diesen Worten begrüßte Sozialkundelehrer Ulrich Schwiete Jonas Geissler vor der 10. Jahrgangsstufe in der Studiobühne. Jonas Geissler sitzt seit dem vergangenen Herbst im Deutschen Bundestag und trat damit die Nachfolge von Hans Michelbach an. 2002 erlebte er seinen Vorgänger im Amt selbst am Kaspar-Zeuß-Gymnasium bei einem Vortrag im Rahmen des EU-Projekttages, bevor er selbst ein Jahr später dort das Abitur ablegte. Schon immer interessierte er sich für Politik, erzählte der Abgeordnete und freute sich ausgerechnet am Tag des Grundgesetzes zurück an seiner alten Schule zu sein: „Dass wir heute in Europa wieder Demokratie haben dürfen, ist ein wahnsinniges Geschenk. Die Freiheit kam mit dem Grundgesetz.“

Zu Beginn stellte er knapp dar, wie er die vergangenen Monate seit dem Bundestagswahlkampf erlebte. Von einem „Gänsehautmoment“ sprach Jonas Geissler, als er von seiner ersten Sitzung im Bundestag berichtete. „Es ist schon krass, wenn du da unter dem Adler sitzt. Ich finde es jedes Mal noch außergewöhnlich, wenn ich in den Bundestag gehe.“ Vor allem der Krieg in der Ukraine bestimmt seitdem das politische Handeln des Abgeordneten. „In der Innenpolitik beschäftigen wir uns mit der Verteilung von Flüchtlingen. In der Außenpolitik geht es um die Frage, wie wir mir Russland umgehen sollen. Und auch die Wirtschaft wird vom Krieg bestimmt.“

In den nächsten 90 Minuten erklärte der Bundestagsabgeordnete zum einen seine Aufgabenfelder und aktuelle Themen, diskutierte aber auch mit den Schülerinnen und Schülern und beantwortete ihre Fragen.

Der Landkreis Kronach ist stark betroffen vom Krieg gegen die Ukraine. Bereits im Oktober stiegen die Gaspreise so stark an, dass die Glasindustrie im Landkreis Probleme mit der Energieversorgung bekam. Der extrem hohe Gaspreis setzte die Industrie unter Druck. „Aus heutiger Sicht wissen wir, dass das eine unmittelbare Kriegsvorbereitung Russlands war“, so Jonas Geissler. Er arbeitet aktuell daran, die Gasversorgung für die Unternehmen im Landkreis zu sichern. „Als Abgeordneter bin ich für den Landkreis zuständig. Meine Aufgabe ist es, alle Beteiligten ins Boot zu holen und den Menschen zu helfen“, beschrieb der Politiker seine Rolle.

Nach diesem ersten Einblick in seine aktuelle Arbeit stellten die Schülerinnen und Schüler viele Fragen zum Krieg in der Ukraine. Es ging um Sanktionen und ihre Wirkungen, um die Beziehungen zu Russland nach dem Krieg oder um die Rolle der NATO. Ein Schüler fragte nach der Wahrscheinlichkeit eines Einsatzes von Atomwaffen im Krieg. Jonas Geissler hält diesen Einsatz für nicht sehr wahrscheinlich. „Russland erzählt eine Geschichte, dass die Ukraine von einem Naziregime befreit werden muss. Da passen Kernwaffen, aber auch biologische oder chemische Waffen nicht dazu“, erklärte der Abgeordnete. Die Schülerinnen und Schüler interessierte aber auch die Rolle und Einsatzfähigkeit der Bundeswehr. Es ging ebenso um den Widerstand in Russland und die gesellschaftliche Situation in der russländischen Föderation an sich.

Danach interessierten sich die Jugendlichen für die Arbeit als Abgeordneter an sich. Jonas Geissler erzählte von seiner politischen Karriere, dem Wahlkampf als Kronacher in Coburg und seiner Wahl in den Deutschen Bundestag. Der Politiker beschrieb auch seine Tage in Berlin und die Arbeit in den Ausschüssen. Er sitzt im Ausschuss für Verkehr, Menschenrechte und ist stellvertretendes Mitglied im Ausschuss für Klimaschutz und Energie. Nachdem er in München im Bau- und Verkehrsministerium gearbeitet hat, war die Wahl der Ausschüsse für ihn einfach. Gerade im Landkreis Kronach spielt die Frage nach der Verkehrsanbindung und Mobilität eine große Rolle. Im Menschenrechtsausschuss gefällt Jonas Geissler die Arbeit für die universellen Werte. „Hier gibt es nicht wirklich ein Gegeneinander von Opposition und Regierung. Die Menschenrechte gelten immer und für alle, das ist jedem ein Anliegen.“
Auf die Frage nach seinen weiteren Zielen bleibt der Abgeordnete pragmatisch: „Ich bin jetzt erstmal in Berlin angekommen. Man muss immer das machen, wo man gerade steht. Wo ich jetzt helfen kann, da helfe ich.“

Wie die Arbeit von Politikern aussieht, hat Jonas Geissler anschaulich und lebendig den Schülerinnen und Schülern am Kaspar-Zeuß-Gymnasium nahegebracht.

Verena Zeuß