Ins Land der Schokolade, Fritten und Diamanten

Eine neue Austauschmöglichkeit bot sich kürzlich unseren Schülerinnen und Schülern unserer 11. Klassen mit der Rozenberg School in Mol, 40 km entfernt von Antwerpen.

Initiiert wurde der Austausch durch Oberstudienrätin Katja Jungkunz. „Der Kontakt mit der Rozenberg School kam im Frühsommer 2023 über eine belgische Kollegin und Freundin zustande, die ich bei einem Erasmus-Projekt vor einigen Jahren kennenlernen durfte. Sie ist inzwischen an der Nachbarschule, der Europäischen Schule Mol, tätig. Rozenberg führt zwar seit über 25 Jahren mit verschiedenen Schulen aus Ungarn, Portugal, Italien, Polen, Schweden, der Slowakei usw. Austauschprojekte durch. Doch war man auf der Suche nach neuen Partnerschulen. Und da ergriff unsere Schule die Gelegenheit beim Schopf.

Und so machten sich knapp 20 Schülerinnen und Schüler mit dem Zug nach Belgien auf und verbrachten eine erlebnisreiche, nachhaltig beeindruckende Woche dort. Selbst das ungemütliche Herbstwetter im Land der Flamen und Wallonen beeinträchtigte die stimmungsvolle Begegnung zwischen zwei sich doch recht ähnlichen Kulturen nicht.

Neben einem kleinen Einblick in den Unterrichtsalltag an der Rozenberg School brachten insbesondere die Schülerinnen und Schüler mit selbst ausgearbeiteten Stadtführungen und Workshops den deutschen Gästen ihre Heimatregion und ihre kulturellen Gepflogenheiten näher. Ein Tagesausflug führte die KZG-Truppe nach Antwerpen. Am dortigen Hauptbahnhof, einem imposanten Gebäude aus dem frühen 20. Jahrhundert und einer Kathedrale gleich, begannen die belgischen Gastgeber mit ihrer Stadtführung und zeigten ihren Gästen einen botanischen Garten, die Beginenanlage aus dem 16. Jahrhundert, in der früher gläubige Frauen in ordensähnlichen Gemeinschaften lebten, und die heute noch mit ihrer Ursprünglichkeit gefällt. Nach einer kurzen Stippvisite bei Belgiens Edel-Chocolatier Dominique Persoone, der in einem ehemaligen Stadtpalais Napoleons seine Schokoladenkreationen offeriert, vorbei am MAS, dem Museum aan de Strom, das mit seiner modernen, kubistischen Form die Stadtsilhouette Antwerpens entlang der Schelde prägt, ging es in den 572 m langen Sint-Anna-Tunnel. Beeindruckend sicherlich, weil der Fußgängertunnel bereits in den 1930er Jahren erbaut wurde und bis heute in seinem historischen Zustand mit den beiden Originalrolltreppen einlädt, auf die linke Uferseite zu gehen. Zurück ging es mit dem Flusstaxi, das an dem doch windigen Tag durch die Wellen schaukelte und schwankte.

Einen Städtetripp mit Interaktion erlebten die Zeußianer in der Universitätsstadt Gent, der zweitgrößten Stadt Belgiens, mit ihrer Burg Gravensteen aus dem 12. Jahrhundert, der St-Bavo-Kathedrale, die einen der wertvollsten Kunstschätze der Welt, das Gemälde „Anbetung des Lamm Gottes“ von Jan van Eyck beheimatet, und der Werregarenstraat, die Straßenkünstlern eine öffentliche Leinwand für ihre Graffitis bietet. In Kleingruppen aufgeteilt mussten die Jugendlichen verschiedene Aufgaben erfüllen wie ein Foto von einer Statue aufnehmen, jemandem auf der Straße einen deutschen Satz beibringen, fünf verschiedene Bierdeckel einsammeln, einen Passanten finden, der einem Teammitglied sehr ähnlich sieht, und natürlich erfolgreich die „Nasen aus Gent“ entdecken. Dabei handelt es sich um lila Kegel aus Gummi arabicum und einer geheimen Mischung aus Himbeeren und Zucker, die eine feste äußere Kruste besitzen und innen mit Sirup gefüllt sind, auch bekannt als Cuberdons. Diese gab es als Gewinn für das erfolgreichste Team. Selbstverständlich durfte an diesem Tag auch nicht ein Abstecher in eine belgische Frituur fehlen, einem Schnellimbiss mit sehr großen, mitunter meterlangen Fritteusen, in deren heißem Fett neben den typischen dicken Pommes auch Hackfleischkroketten, Hähnchensticks, Garnelen, Bratwürste ihren knusprigen Mantel verpasst bekommen.

Mol selbst, ein beschauliches Städtchen, sollten die Schülerinnen und Schüler mit einer digitalen Stadtrallye, gestaltet mit der App „Actionbound“, kennen lernen. Doch was als unterhaltsame digitale Erkundungstour gedacht war, endete in Wasserpfützen und durchweichten Fußwegen, sodass die durchnässten Jugendlichen frühzeitiger in der Schule erschienen. Mit Souveränität und viel Humor konnten die meisten der Regentour das Positive abgewinnen. „Wir haben dann eben im Regen einfach getanzt und gesungen. Das war schon cool“, kommentiert Lina Kraus der Erlebte.

Standen anfangs manche Schülerinnen und Schüler der Rozenberg School den Begegnungen mit der deutschen Gruppe noch skeptisch gegenüber, sollte sich das Bild wandeln. Die beiden Rozenberg-Lehrkräfte Dimitrij Laenen und Annick Gondry hatten dazu erklärt, dass die belgischen Austauschpartner Italien als Austauschziel bevorzugt hätten, denn in ihrer Wahrnehmung sei Deutschland wenig „sexy“. Weltoffen und engagiert beteiligten sich die KZGler an allen Programmpunkten, zeigten sich versiert im Anwenden der englischen Sprache, sodass die Belgier rasch erkannten, welchen Glückstreffer sie mit den herzlichen Botschaftern aus dem Nachbarland gelandet hatten. „Die Belgier machten es unseren Schülern auch leicht, ihren Aufenthalt zu genießen. Der Casino-Abend am Montag war schon ein Eisbrecher. Und auch der Workshop-Nachmittag am Donnerstag war vielseitig und sorgte noch einmal mehr für Gruppenspirit. In verschiedene Gruppen aufgeteilt wurden in der Schulküche Plätzchen gebacken, man studierte zwei traditionelle belgische Tänze ein, gestaltete tortenähnliche Kunstwerke aus allerlei Gummigetier und drehte ein Video, das unsere Schüler teilweise in Flämisch moderierten. Am Abend präsentierte man die Ergebnisse den Gasteltern, die angesichts der schnell erworbenen Flämischkenntnisse der Kronacher ins Staunen gerieten“, kommentiert Oberstudienrat Hannes Luthardt.

Im März reisen die Belgier zum Gegenbesuch an und die Schülerinnen aus der 11. Jahrgangsstufe und der Q11 werden sicherlich ihr Bestes geben, um die Gastfreundschaft und die programmliche Vielfalt zu erwidern. „Wir hoffen doch, dass der Austausch sich etablieren kann, und wir bei der nächsten Reise auch das europäische Flair in Brüssel genießen dürfen“, blickt Frau Jungkunz erwartungsfroh in die Zukunft.

 

Katja Jungkunz