Herausforderungen und Risiken der internationalen Sicherheit
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Am vergangenen Freitag erhielten die Schülerinnen und Schüler unserer Q12 im Rahmen des Sozialkundeunterrichts aktuelle Informationen über internationale Sicherheit aus erster Hand vom Jugendoffizier der Bundeswehr Dany Sahm. Ein Themenbereich des Lehrplans Sozialkunde in der Q12 lautet „Frieden und Sicherheit als Aufgabe in der internationalen Politik“. In diesem Rahmen luden die beiden Sozialkundelehrkräfte Frau Zeuß und Herr Schwiete den Jugendoffizier der Bundeswehr für einen Vortrag ein. Jugendoffiziere haben nicht die Aufgabe, Werbung für die Bundeswehr zu machen, sondern sprechen als Experten über Sicherheitspolitik, Demokratie oder Friedenssicherung. In diesem Fall kam Jugendoffizier Dany Sahm aus Bamberg in die Mensa.

Zu Beginn stand ein Brainstorming über den Begriff Sicherheit an. Aus dem Publikum kamen Schlagworte wie „persönliches Gefühl“, „zuhause“ oder „keine Gefahr“. Von diesem Ausgangspunkt nahm der Referent die Q12 gedanklich mit nach Afrika, genauer gesagt an den Tschadsee. Zuvor wurden nämlich Gründe für Krisen, Konflikte und Kriege gesammelt. Als es um die Ressourcen ging, war dem Publikum schnell klar, dass Wasser der kostbarste Rohstoff auf der Welt ist, weswegen viele Kriege geführt werden. „Einer Frau in Afrika, die kilometerweit laufen muss, um Wasser zu holen, bringen zehn Liter Öl gar nichts“, fasst es Dany Sahm pointiert zusammen.

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Der Tschadsee in den Staaten Tschad, Kamerun, Nigeria und Niger wird seit Jahrzehnten immer kleiner. War er ehemals so groß wie Mecklenburg Vorpommern, schrumpft er seit 1963 kontinuierlich. Gleichzeitig steigt die Bevölkerungszahl an seinem Ufer. 2005 lebten in dem Gebiet noch ca. 17 Millionen, heute sind es 38 Millionen Menschen. Dass dies zu Aufständen, Rivalitäten und Spannungen führt, wird den Schülerinnen und Schülern deutlich: Immer mehr Menschen nutzen den See, der gleichzeitig immer kleiner wird.

Dadurch entstehen auch kriminelle Organisationen. Für Boko Haram in Nigeria ist das Ufer des Tschadsees ein Gebiet, wo sie agieren. Diese islamistische Terrorgruppe ist vor allem durch die Entführung hunderter Mädchen aus einer Schule auch in den westlichen Medien bekannt geworden. Die Menschen am Tschadsee haben also entweder die Möglichkeit zu fliehen, sich Boko Haram anzuschließen oder auszuharren, in Hoffnung, dass ihnen nichts passiert.

Dadurch leitet der Jugendoffizier zu einem zweiten Bereich über, der zu Herausforderungen führt: die Urbanisierung. Die Menschen fliehen dahin, „wo sie Hoffnung haben“, also in größere Städte. In Afrika explodieren viele Städte und die Einwohnerzahlen schnellen in die Höhe. Das Problem ist dann, dass viele ohne Bildung oder Geld in die Städte ziehen, sich also weder eine Wohnung oder ein Haus leisten können und auch keine Arbeit finden. Also bleibt ihnen meist nur der Weg in die Kriminalität. Der Staat auf der anderen Seite versucht die Probleme in der Stadt zwar zu bekämpfen, kommt aber bei der rasanten Ausbreitung gar nicht hinterher, denn auch Sicherheitskräfte müssen erst einmal ausgebildet werden. Auf der anderen Seite verliert ein Staat die Probleme auf dem Land aus den Augen, wenn er sich vor allem um die Lage in den Städten kümmert. „Wir drehen uns also im Kreis“, so der Jugendoffizier.

Im Anschluss entspannt sich eine erste Diskussion um die Frage, woher die Waffen in Krisengebieten kommen. Gerade in Krisengebieten, wenn die Menschen nicht das Gefühl haben, dass der Staat für ihre Sicherheit sorgen kann, bewaffnen sie sich illegal. Auf dem Schwarzmarkt ist eine Kalaschnikow für ungefähr 200 Dollar zu haben, weiß der Jugendoffizier. Es geht in der Diskussion um zerfallende Staaten, deren Waffen sich unkontrolliert verbreiten wie beispielsweise nach dem Zerfall der Sowjetunion 1991, aber auch um deutsche Waffenlieferungen beispielsweise nach Saudi-Arabien.

Nach den Punkten Bevölkerungswachstum und Urbanisierung kommt der Jugendoffizier noch zum dritten Punkt, der Spannungen auslösen oder verschärfen kann: „ Die weltweite Ackerfläche schrumpft jährlich um sieben Millionen Hektar. Gleichzeitig wächst die Weltbevölkerung jährlich um 82 Millionen Menschen.“

Auch dieser Vergleich macht erneut deutlich, dass Wasser die Ressource ist, um die am meisten gekämpft wird. Dies wird anhand einer Karte klar, die die Konflikte zeigt, die aktuell wegen Wasser geführt werden. Durch den Klimawandel wird das auch in der Zukunft immer größer werdendes Problem.

In seinem nächsten Block spricht der Referent über Flucht. Entgegen verschiedener Stammtischparolen suchen die meisten Flüchtenden nicht direkt den Weg nach Europa oder Deutschland. „Wo würdest du hingehen, wenn es in Kronach nicht mehr sicher ist?“, fragt er verschiedene Schülerinnen und Schüler. So wird klar, dass Flüchtende nur „so weit weg wie nötig“ fliehen. Von den weltweit ca. 70 Millionen Flüchtenden sind ca. 40 Millionen Binnenflüchtlinge, die also im eigenen Land unterwegs sind. Ca. 25 Millionen fliehen in angrenzende Nachbarländer und nur ca. 3,1 Millionen Menschen sind weltweit Asylsuchende. In diesem Zusammenhang erläutert Dany Sahm ein weiteres Dilemma: Da die Flucht ungefähr 5000 bis 6000 Dollar kostet, schicken manche Dörfer gezielt einen Bewohner los, damit derjenige das Dorf nach erfolgreicher Flucht beispielsweise mit Geldzahlungen unterstützen kann. Gleichzeitig fehlt dann dem Dorf derjenige, der potentiell vielleicht Arzt oder Ingenieur werden könnte zuhause vor Ort.

In einem letzten Teil seines Vortrags ging der Jugendoffizier noch auf ein anderes Thema ein: Den Einsatz der deutschen Bundeswehr in Afghanistan. Dany Sahm war selbst fünf Monate in Afghanistan stationiert und berichtete mit vielen persönlichen Anekdoten und Erfahrungen von seinen Eindrücken. Als Medienberater kooperierte er mit Einheimischen und beriet sie in verschiedenen Bereichen zu Medien ganz allgemein.

Nach dieser umfangreichen Zusammenschau gab der Referent den Schülerinnen und Schülern die Frage auf den Weg, ob oder inwiefern Militär Kriege oder Spannungen lösen können. Nach seinen vielfältigen Beispielen vorher konnte sich jede Schülerin und jeder Schüler eine Meinung bilden.

Dass die Schülerinnen und Schüler selbst während der Pause noch still und konzentiert den Ausführungen des Jugendoffiziers folgten, sollte Beweis genug sein, dass seine Erläuterungen sehr interessant und sinnvoll waren. Manche Punkte werden sicher in den folgenden Sozialkundestunden aufgegriffen und vertieft werden.

Wir danken Herrn Sahm für seinen Vortrag herzlich.