Der Schrei nach Freiheit – Haikus thematisieren die "Weiße Rose"

„Durch Verrat kommt es zum Tod von vielen Menschen – traurig aber wahr“ (Sina Appelius). Dieser Haiku entstand bereits im Sommer im Rahmen des Bundesprogrammes „Demokratie leben“ in unserer Klasse 9a. Ingo Cesaro bot ein nachhaltiges und kreatives Literaturprojekt für die Schülerinnen und Schüler an.
In einer kurzen Veranstaltung fand nun die offizielle Übergabe der Haikus an die Schulleitung und die beteiligten Schülerinnen und Schüler statt.
Die aktuelle Bedeutung des Themas stellte unsere Schulleiterin Claudia Metzner in ihrer Begrüßung in den Mittelpunkt. „Demokratie ist ein zartes Pflänzlein, das immer gepflegt werden muss“. Schaut man sich die Nachrichten zur Zeit an, wird immer wieder deutlich, dass sich die Demokratie wehren muss. „Es ist wichtig, dass wir für die Demokratie einstehen“, appellierte Claudia Metzner. „Auch wenn wir zum Beispiel mit dem Nationalsozialismus nichts mehr zu tun haben, haben wir die Pflicht, wachsam zu sein.“ Kunst und Politik können hier ein spannendes Feld bieten, denn Kunst muss den Mund aufmachen und den Finger in die Wunde der Gesellschaft legen.

Diese Auffassung teilt auch Ingo Cesaro. Ein Künstler muss die Dinge, die er erfährt, umsetzen. Ein Schriftsteller in Sprache, ein Maler in Bilder. Immer wieder verknüpft er seine Kunstauffassung mit aktuellen Themen: „Schauen wir in den Iran oder nach Afghanistan. Wie würden wir uns in dieser Situation verhalten?“

Dass auch das Thema „Die Weiße Rose“ ein zeitloses ist, erfuhren die Schülerinnen und Schüler der Klasse 9a im vergangenen Sommer, als sie sich in einem nachhaltigen Literaturprojekt mit der Widerstandsgruppe rund um Hans und Sophie Scholl beschäftigten. Am ersten Tag schrieb die Klasse individuelle Haikus, die am zweiten Tag mit beweglichen Lettern gesetzt und gedruckt wurden. Als sich Ingo Cesaro 1979 zum ersten Mal selbst mit Sophie Scholl auseinandersetzte, stellte er schnell fest, dass „normale Gedichte“ nicht ausreichten, um die Intentionen auszudrücken. Die dreizeiligen Haikus aus 17 Silben mit einem Gedankenstrich nach dem zweiten Vers eigneten sich dafür viel besser. „Es ist ein offener Text. Bei so einer Geschichte, bei so einem Thema darf man selbst nicht verzweifeln. Da soll der Text auch offenbleiben“, erklärt der Schriftsteller. Die Jugendlichen setzten sich intensiv mit der Sprache auseinander, indem sie jedes Gedicht aus einzelnen Lettern zusammenfügten. „Ich bin der Einzige im deutschsprachigen Raum, der mit einer eigenen Druckerei unterwegs ist“, stellt Ingo Cesaro fest.
Alle Beteiligten erhielten nun in der Studiobühne eine Edition mit allen entstandenen Texten. Eingepackt in handgeschöpftes Papier aus Nepal konnte die Klasse ihre Haikus in den Händen halten. Der Titel „Der Schrei nach Freiheit“ entstammt einem Haiku von Luisa Ehrhardt. Am Ende lasen alle Schülerinnen und Schüler einen ausgewählten Haiku dem Publikum vor.

Dass es bei diesem Projekt auch um Zivilcourage geht, stellt auch Sabine Nachtrab fest. Die Leiterin der Koordinierungsstelle „Demokratie leben“ im Landkreis Kronach bedankte sich herzlich für das Engagement der Schülerinnen und Schüler und betonte die Wichtigkeit von Zivilcourage in der heutigen Zeit. Sie bedankte sich auch ausdrücklich bei Ingo Cesaro und dem Kaspar-Zeuß-Gymnasium für die Durchführung des Projekts

Verena Zeuß