Corona in der Kronacher Geschäftswelt – Interviews aus der Lockdown-Zeit

Öffnen, Schließen oder doch nur mit negativem Testergebnis? Vor dieser Frage standen viele Unternehmen und Einzelhändler im Landkreis Kronach. In den Nachrichten wird meist nur von den „Big Playern“ der Wirtschaft berichtet und kleinere Betriebe und Geschäfte erhalten kaum Beachtung. Uns persönlich hat es aber sehr interessiert, wie vor allem diese von den Beschränkungen und Umständen der Corona-Pandemie betroffen sind. Aus diesem Grund haben wir vor einiger Zeit – noch in Zeiten des Lockdowns – mit einigen Geschäftsleuten und Arbeitnehmern bzw. -gebern über ihre damalige Situation gesprochen.

„Haarkult“ in Kronach:

Eine Zeit lang waren sie ganz geschlossen, dann durften sie unter bestimmten Vorgaben wieder öffnen. Auch die Friseursalons im Landkreis Kronach haben die Auswirkungen der Corona-Pandemie schwer zu spüren bekommen. Simone von Haarkult in Kronach war vor einiger Zeit erfreulicherweise bereit dazu, uns einige Fragen zu ihrer Situation zu beantworten:

1. Wie sieht die Situation bei Ihnen im Haarkult Friseursalon aus?
„Die Situation bei mir im Salon Haarkult wird bestimmt von Unsicherheit. Unsicherheit vor allem auf der Seite der Kunden. Brauch ich jetzt für den Friseurbesuch einen negativen Schnelltest oder nicht?“

2. Unter welchen Umständen ist ein Besuch bei Ihnen möglich?
„Im Moment wird noch kein negativer Schnelltest vom Kunden gefordert. Der Kunde oder die Kundin muss „nur“ eine FSP2 Maske während des Besuchs im Salon tragen. Weiterhin muss ich sicherstellen, dass für jeden Kunden genügend Platz zur Verfügung steht, so dass genügend Abstand zwischen den Kunden gewährleistet ist. Aber auch andere Dienstleistungen, die einen Friseurbesuch auch angenehm machen, wie z.B. Kaffee oder Wasser für die Kunden, darf ich im Moment nicht anbieten.“

3. Was haben Sie während der Schließung Ihres Geschäftes gemacht?
„Für mich war der letzte Lockdown auch ein Glücksfall. Da ich mich schon immer selbstständig machen wollte, nutzte ich die Zeit, in der ich nicht arbeiten durfte, dazu, meine Pläne vom eigenen Geschäft umzusetzen. In dieser Zeit habe ich alle behördlichen Angelegenheiten erledigt. Ich habe mit den Lieferanten gesprochen und ich habe den Ausbau meines Salons organisiert. Dies wäre neben der Arbeit so in diesem Umfang nicht möglich gewesen.“

4. Befürchten Sie bei weiter steigenden Infektionszahlen wieder schließen zu müssen?
„Für die Zukunft denke ich nicht, dass die Friseurgeschäfte nochmal schließen müssen. Da ich davon ausgehe, dass unsere Inzidenzwerte nicht mehr in diesem Maße steigen wie zuletzt, da sich immer mehr impfen lassen.“

5. Was erhoffen Sie sich in nächster Zeit?
„Ich hoffe, dass sich die Lage bald entspannt. Berichte wie die aus Israel stimmen mich da für die Zukunft recht positiv, dass wir im Herbst wieder etwas von unserem normalen Leben zurückbekommen.“
Vielen Dank an Frau Feulner von Haarkult in Kronach!

Fitnesscenter „K-FIT“ in Ludwigsstadt:

Auch die Fitnessbranche musste ihre Pforten schon im November letzten Jahres schließen und wurde bezüglich nächster Öffnungsschritte immer wieder vertröstet. Wie sich das auf die Betreiber vieler Fitnessstudios auswirkte, haben wir Harun Veysel Elkol vom K-FIT Fitnesscenter in Ludwigsstadt gefragt:

Wie sieht die Situation bei Ihnen im K-FIT aus?
Auch wir mussten unser Studio leider schon im letzten Jahr komplett schließen und durften seitdem nicht wieder öffnen. Unser Studio ähnelt den berühmt berüchtigten Wüsten aus Westernfilmen, durch die nur Strohballen wehen. Einnahmen sind aufgrund der Schließung ausgeblieben, Unkosten aber weiter angefallen, was natürlich nicht leicht für uns ist. Zwar erhalten wir staatliche Corona-Zuschüsse. Meist kommen diese aber nur sehr schleppend und verspätet. Am meisten fehlen uns aber die Kontakte zu unseren Gästen. Über die Jahre hatte man sich sehr gut kennengelernt und immer etwas zu plaudern auf Lager gehabt. Jetzt trifft man sich höchstens einmal beim Wocheneinkauf und findet kaum Zeit, um sich auszutauschen. Das ist ziemlich schade! Vor allem, wenn man merkt, dass unseren Gästen der Sport und Austausch bei uns im Studio wirklich fehlt.

Gibt es dennoch Angebote auch in dieser Zeit?
Seit der Schließung unseres Fitnessstudios dürfen wir lediglich Reha-Sport in der Halle mit fest vorgeschriebenen Maximal-Teilnehmerzahlen organisieren. Sonst bieten wir noch Personal-Training-Kurse an, die aber nur 1-zu-1 und draußen stattfinden können. Im Gegensatz zu Vor-Corona-Zeiten ist das natürlich ein viel kleineres Angebot, was wir unseren Gästen bereitstellen dürfen. Außerdem veröffentlichen wir regelmäßig neue Workouts und Artikel zu Gesundheit und Bewegung auf unserer Facebook-Seite.

Wie geht es Ihnen persönlich mit den aktuellen Beschränkungen?
Neben den beruflichen Einschränkungen werden wir natürlich auch privat ziemlich ausgebremst. Wobei man aber sagen muss, dass wir, im ländlichen Raum, glücklicherweise mehr Chancen haben, dem ganzen Corona-Stress zu entkommen, als es in vielen Großstädten die Möglichkeit ist. Zusammen mit der Familie unternehmen wir gerne Ausflüge in die Natur oder beschäftigen uns zu Hause. Das geht schon, wenn man seine Liebsten um sich hat. Freunde und Kollegen fehlen uns aber natürlich trotzdem sehr. Es ist viel schwieriger geworden, Freundschaften aufrecht zu erhalten und in Kontakt zu bleiben. Wir hoffen, dass sich das bald wieder bessert.

Haben Sie Vorstellungen, wie man Fitnessstudios wieder öffnen könnte?
Das ist ziemlich kompliziert. Zum einen gibt uns die Politik keine Perspektive, bald wieder öffnen zu können, zum anderen finden wir es ziemlich unverständlich, dass Sportstätten, die eigentlich das Immunsystem und die Gesundheit fördern, geschlossen bleiben müssen. Ein Vorschlag wäre es, dass, wie im vergangen Jahr, Sportler verstärkt auf Abstand und Hygiene achten. Also regelmäßiges, ordentliches Desinfizieren und Maskenpflicht zwischen den Geräten. Das hatte eigentlich sehr gut funktioniert und wurde auch von unseren Besuchern so angenommen und umgesetzt. Momentan wird auch viel über eine Testpflicht vor dem Betreten des Studios diskutiert, wobei man aber wirklich gründlich zwischen Pro und Contra abwiegen muss. Seitens der Politik sollten mehr Vorschläge in Sachen Öffnungen von Sportstätten gemacht werden, damit man zumindest ein klein wenig Hoffnung haben kann.

Haben Sie Tipps für alle Fitnessbegeisterten, um auch jetzt fit zu bleiben?
Ja, klar! Bewegung und Gesundheit sind vor allem jetzt wichtig für uns. Nur wenn Körper, Geist und Seele harmonisieren, kann es uns gutgehen. Wer trotz Lockdown fit bleiben möchte, sollte sich an Grundübungen zur Kräftigung der Muskulatur halten. Sprich Liegestütze, Kniebeugen, Sit-ups und so weiter. Auch Joggen bzw. Spazierengehen entspannen nicht nur, sondern halten uns auch aktiv und motiviert. Wer noch Inspiration für sein Workout sucht, kann gerne bei uns auf der Homepage bzw. Facebook-Seite nachschauen. Hier veröffentlichen wir immer wieder spannende und hilfreiche Tipps, um auch trotz Corona fit und gesund zu bleiben. Das Wichtigste zurzeit ist aber Durchhalten und Zähne-Zusammenbeißen. Irgendwann, hoffentlich recht bald, werden auch wir unser Studio wieder öffnen dürfen und Freunde willkommen heißen. Unser Motto ist auf jeden Fall: # keep cool, stay strong!

Wir bedanken uns herzlichst bei Harun Veysel Elkol vom K-FIT Fitnesscenter in Ludwigsstadt dafür, sich die Zeit genommen zu haben, unsere Fragen zu beantworten.

Modegeschäft „Fedola“ in Knellendorf:

Immer mehr Konkurrenz aus dem Internet und keine Hoffnung auf weitere Öffnungsschritte. Damit hatten bis vor kurzem viele Modegeschäfte und Bekleidungshäuser zu kämpfen. Zu diesen zählt auch Fedola in Knellendorf mit Inhaber Gerd Schöb. Seine damaligen Eindrücke zur damaligen Corona-Lage sehen wie folgt aus:

1. Wie sieht die Situation bei Ihnen im Geschäft aus?
„Da gibt es nur ein Wort dazu zu sagen: Existenzangst. Wir befinden uns seit 16. Dezember 2020 im Lockdown und haben seitdem weniger als ein Drittel unseres normalen Umsatzes erzielt. Wenn das noch länger so weitergeht, stehen die Chancen für uns schlecht, überhaupt wieder öffnen zu können. Das macht uns auf jeden Fall große Sorgen. Vor allem weil weiter steigende Infektionszahlen uns nicht gerade optimistisch stimmen.“

2. Können Kunden auch derzeit bei Ihnen einkaufen?
„Unser Geschäft ist zwar im Grunde geschlossen, aber Kunden haben die Möglichkeit, per Call oder Click and Collect, Waren bei uns abzuholen. Dazu können sie sich zuvor online auf unserer Homepage oder Facebook-Seite über unser Sortiment und Angebote informieren, uns dann Bescheid geben und später alles bei uns abholen. Anprobiert wird zuhause und das Geschäft am Ende bei uns im Laden abgeschlossen. Wer sich noch nicht so ganz sicher ist, was er eigentlich sucht, wird auch gerne von uns telefonisch beraten und erhält verschiedene Sets zum genaueren Betrachten. Die Beratung ist via Telefon natürlich schwieriger, aber für uns die einzige Möglichkeit den Dialog mit Kunden zu führen.“

3. Haben Sie Ideen, wie Sie Ihr Geschäft wieder öffnen könnten?
„Am wichtigsten für weitere Lockerungen und Öffnungsschritte sind fallende Infektionszahlen. Dazu muss sich einfach jeder von uns zusammenraufen und die geltenden Regeln beachten. Also Maske tragen und Kontakte so weit wie möglich einschränken. Im nächsten Schritt sollte jeder geimpft werden, um die aktuelle Infektionswelle zu brechen. Nur wenn Zahlen sinken, können weitere Lockerungen folgen.“

4. Wie stark sind Sie persönlich durch diese Umstände beeinträchtigt?
„Geschäftlich habe ich natürlich große Sorgen. Es gibt einfach noch zu viel Unsicherheit, wie alles weitergehen soll. Seitdem meine Mitarbeiterinnen in Kurzarbeit sind, führe hauptsächlich ich die Beratungen mit Kunden durch, welche deutlich mehr Zeit in Anspruch nehmen als vor der Krise. Der ganze Prozess der Kaufabwicklung hat sich um einiges verlängert, was ziemlich anstrengend ist. Pro Kunde benötigen wir nun mehr Zeit und Aufwand, bis wir mit dem Geschäft fertig sind. Das belastet nicht nur uns, sondern auch den Kunden.“

5. Gibt es Möglichkeiten, Sie auch momentan zu unterstützen?
„Abgesehen von einem Einkauf per Click/Call and Collect bei uns, ist es immer hilfreich, Werbung zu verbreiten. Wie schon vor der Pandemie sind wir darauf angewiesen, dass unser Laden bei den Leuten bekannt ist. Das erreichen wir am besten durch Inserate und Ähnliches. Im Allgemeinen müssen wir alle den stationären Fachhandel unterstützen, denn nur so können sich kleinere Geschäfte und Läden gerade jetzt über Wasser halten.“
Wir bedanken uns recht herzlich für die umfangreiche Beantwortung unserer Fragen und drücken auch für alle Mode- und Bekleidungsgeschäfte die Daumen, dass diese die Krisenzeit gut überstehen.

Kinderarzt Dr. Eisner in Kronach:

Last but not least, wollten wir uns unbedingt noch ein Bild der Situation vieler (Kinder-)Ärzte im Landkreis Kronach machen und haben hierzu mit Dr. Eisner gesprochen. Denn immerhin zählt seine Praxis mit zu den am stärksten durch die Corona-Pandemie beeinträchtigten Arbeitsplätzen überhaupt.

1. Wie sieht die Situation momentan bei Ihnen in der Praxis aus?
„Derzeit können uns unsere Patienten nur mit Vorankündigung besuchen. Zwar ist es auch möglich, recht schnell einen Termin zu bekommen, wenn zum Beispiel nur kleinere Untersuchungen oder Impfungen anstehen, aber einfach spontan vorbeischauen geht momentan nicht. Immerhin müssen wir die Kontakte zwischen den Patienten so gering wie möglich halten. Auch bei uns im Personal herrscht derzeit Unsicherheit. Wann kehrt Normalität zurück?

2. Unter welchen Umständen und bei welchen Problemen können Patienten zu Ihnen kommen?
„Auch weiterhin können Patienten mit allen Problemen und Anliegen zu uns kommen. Lieber einmal zu oft beim Arzt gewesen, als einmal zu wenig! Wie schon erwähnt muss aber vorab ein Termin ausgemacht werden. Diese legen wir meist so, dass Patienten sich bei ihrem Besuch nicht oder nur sehr kurz begegnen. Das heißt: Ankommen und bestenfalls gleich ins Behandlungszimmer. Falls doch gewartet werden muss, beispielsweise nach einer Spritze, sind Patienten auch währenddessen von anderen getrennt, wobei unsere beiden Wartezimmer hilfreich sind, den Abstand zu wahren. Zeitschriften und Spielzeuge haben wir ohnehin zur Vermeidung von Übertragungen beiseitegeschafft. Außerdem schützen wir uns und unsere Patienten mit Plexiglas an der Anmeldung und die (FFP-)Maskenpflicht gilt.“

3. Was halten Sie persönlich von den Gesprächen über eine Impf- bzw. Testpflicht?
„Über eine generelle Impfpflicht zu sprechen ist meiner Meinung nach derzeit noch nicht sinnvoll. Wir haben einfach noch nicht genug Impfstoff, um alle impfen zu können. Dennoch ist eine Herdenimmunität in Deutschland wichtig und sollte auch angestrebt werden. Einzelne Verweigerer sollten aber auch nicht zur Impfung gezwungen werden. Bei genügend Freiwilligen werden diese dann ohnehin mitgeschützt. Eine Testpflicht halte ich persönlich auf jeden Fall für sinnvoll, weil dadurch Infektionsketten schneller unterbrochen werden können und positive Fälle schneller erkannt werden. Eine Testpflicht wird zumindest vorübergehend Grundlage für Lockerungen bzw. Erleichterungen.“

4. Haben Sie Tipps, vor allem für Kinder und Jugendliche, zum Eigenschutz, aber auch dem anderer?
„Generell ist es für alle wichtig, sich an die Regeln und Vorschriften zu halten. Vor allem die AHA-Regeln sind einfach umzusetzen und haben eine hohe Wirkung. Am wichtigsten ist in meinen Augen aber die Maskenpflicht, die auch wirklich wahrgenommen werden sollte. Das Tragen einer Mund-Nase-Bedeckung bringt nachweislich am meisten, weil Infektionen vor allem über diese beiden Sinnesorgane übertragen werden. Sobald wir die Chance haben, auch Jugendliche unter 16 impfen zu dürfen, empfehlen wir das natürlich auch unseren Patienten. Denn Impfen spielt wie schon gesagt eine sehr wichtige Rolle bei der Eindämmung des Virus.“

5. Was empfehlen Sie gerade jetzt Ihren Patienten?
„Vor allem jetzt, in dieser schwierigen Phase der Pandemie, sollten wir uns nicht nur zuhause verbarrikadieren und von der Welt abschotten. Bewegung an der frischen Luft und Spaß mit der Familie sind jetzt umso wichtiger. Auch eine gesunde Ernährung und Abwechslung vom Home-Office-Alltag sollten beachtet werden. Verrückt machen wegen irgendwelcher Nachrichten oder neuer Beschränkungen sollte man sich aber auf keinen Fall. Ein bisschen Gelassenheit gehört, auch wenn es einfacher gesagt ist, als getan, auch dazu.“
Vielen Dank an Herrn Dr. Eisner, dass er trotz des ganzen Stresses aufgrund der Corona-Pandemie die Zeit gefunden hat, sich mit unseren Fragen zu beschäftigen. Auch für ihn hoffen wir, dass sich die gesamte Lage allmählich beruhigt und an Aufatmen zu denken ist.

Wie unsere Interviews ziemlich anschaulich zeigen, sind auch die „kleinen“ Betriebe und Geschäftsleute bei uns ziemlich stark von den Auswirkungen der Corona-Pandemie betroffen gewesen oder sind es noch – und es handelt sich nicht nur um ein Großstadt-Phänomen, sondern auch ländlichere Regionen bleiben nicht von Corona verschont.

Wir hoffen für alle Arbeitgeber und -nehmer im Landkreis Kronach, dass sich deren Situation baldmöglichst wieder verbessert und ein Stück Normalität in ihren, aber auch unseren (Arbeits-)Alltag zurückkehren wird.

Die Interviews führte: Benjamin Sieber
Schülerzeitung DER KASPAR

Schülerzeitung DER KASPAR