Abi in Zeiten von Corona – und dann?

Von Benjamin Sieber

Homeoffice, Distanzunterricht und …. Diese Dinge bestimmten den Alltag vieler Schüler in Bayern seit Monaten. Ausgenommen waren lediglich Abschlussschüler, die schon etwas früher wieder in die Schule durften. Auch dieses Jahr müssen wieder viele KZG-ler unter diesen Umständen um ihr Abitur kämpfen.
Aber wie geht es eigentlich den letztjährigen Abiturientinnen und Abiturienten nun nach ihrem Corona-Ausnahme-Abschluss? Was machen sie bzw. ist es schwieriger mit Corona ins Arbeitsleben zu starten?
Um das herauszufinden, hat der KASPAR Abschlussschüler aus dem letzten Jahr interviewt und nach ihrer aktuellen Situation befragt. Hier zwei spannende Berichte:

Hanna Lipfert:
Hallo, ich bin Hanna, ehemalige Schülerin am KZG. Vor gut einem Jahr habe ich mein Abitur gemacht. Unter erstmaligen und anderen Umständen wegen Corona. Und heute? Heute bin ich in Freising und mache eine Ausbildung zur Landschaftsgärtnerin. Immer noch mit Corona.
Ich habe mir den Umzug nach Freising ungefähr so vorgestellt: Man lernt neue Leute, Freunde und eine andere neue Stadt kennen, man ist mit Menschen unterwegs und bleibt auf ein Eis oder einen Kaffee in der Innenstadt sitzen und beobachtet das Stadttreiben. So ist es leider nicht.
Als ich im September umgezogen bin, kannte ich zunächst nur meine WG-Mitbewohner, meine Mitauszubildenden und mein Arbeitsteam. Die Freisinger Innenstadt war im Lockdown im November wie leergefegt. Ich hatte gehofft, dass man schnell neue Gesichter kennenlernt. Aber durch Corona wird es einem nicht leichtgemacht. Ein dreiviertel Jahr später kenne ich ein paar wenige Leute mehr, die meisten aber von der Arbeit. Da ich arbeite und keine Studentin bin, muss ich auch dazu sagen, dass mir nur der Abend bleibt, um unter Leute zu gehen. Alles Gesellschaftliche in der Stadt ist nur geschlossen, und um 22 Uhr darf man daheim sein. Neue Kontakte knüpfen ist also erstmal beschränkt möglich.
In der Arbeit selber merkte ich wenig von Corona und den Maßnahmen – zumindest am Anfang. Während der Arbeit musste und muss ich bis heute keine Maske tragen, nur auf dem Betriebshof. Jeder Auszubildende wird einer Gruppe zugeteilt (das war schon immer so) und es wird darauf geachtet, dass sich diese Gruppen nicht vermischen. Der zusätzliche Lehrlingsunterricht am Mittwoch fand zuerst mit Maske und Abstand statt, dann ab Mitte November fiel er aus. Bis jetzt. Die Berufsschule jede dritte Woche fand wie bei euch auch mit den entsprechenden Hygienemaßnahmen und Abstandsregeln statt bis Mitte Dezember. Seitdem sind wir im Online-Unterricht. Seit Ostern ist Corona in der Arbeit etwas präsenter: Einmal in der Woche müssen wir uns nun mithilfe eines Schnelltests testen.
Im Winter hatte ich zwei Monate frei. Eigentlich ein Zeitraum und eine Zeitspanne, in der man viel unternehmen kann. In den Wintermonaten war ich also daheim und habe mit Freunden und Familie die Spaziergänge gemacht, die momentan ein Corona-freundliches Treffen ermöglichen und die gefühlt als einziges erlaubt sind. Die Frage war meistens: Was soll man machen? Denn das Spaziergehen mit Freunden war nach einiger Zeit auch nichts Besonderes mehr.
Was ich über das letzte halbe bis dreiviertel Jahr sagen kann:
1. Es geht so schnell vorbei. So schnell kann man gar nicht gucken.
2. Ich bin froh über meine Arbeit draußen, so bin ich für 9 Stunden am Tag nicht mit Corona konfrontiert.
3. Beliebig neue Kontakte knüpfen kann man streichen. Es sind ausgewählte Kontakte (neue Schul-/ Arbeitskollegen, Mitbewohner).
4. Man verarmt seelisch, wenn man weiterhin Kontakte vermeiden muss.
Ich wünsche mir, dass ich nach meiner Ausbildung (2023) „normal“ studieren kann. Momentan habe ich ein Studium im Bereich Landschaft, Gartenbau, Landschaftsarchitektur im Blick.
Kurz: Ich wünsche mir ein normales, uneingeschränktes, lockeres, spontanes Leben zurück.
Alles Gute, viel Erfolg und Ausdauer an alle 12.-Klässler für die Abiturprüfungen.
Ausdauer und gute Nerven an alle SchülerInnen und LehrerInnen.
Macht’s gut und viele Grüße aus Freising.
Hanna Lipfert

Alexandra Hasenbank:
Hallo, ich bin Alex. Ich habe letztes Jahr das „Corona- Abitur“ am KZG abgeschlossen. Rückblickend betrachtet, waren es natürlich keine idealen Umstände für einen Jahrgang, der kurz vor den wichtigsten Prüfungen seiner Schullaufbahn stand, jedoch haben die diesjährigen Schulabgänger, meiner Meinung nach, eine deutlich größere Hürde zu nehmen, da sie beinahe die gesamte Oberstufe im Lockdown verbracht haben. Aber zu Schönerem.
Nach dem Schulabschluss stand für mich fest, einen Bundesfreiwilligendienst an einer Grundschule ganz in der Nähe, in Weißenbrunn, abzuleisten. Ich habe diese Entscheidung getroffen, da ich mir noch nicht darüber im Klaren war, wo die Reise nach dem Abitur tatsächlich hingehen soll. Aufgrund der Corona-Pandemie war der Ablauf meines Tages natürlich anders als der, den Bufdis in Grundschulen normalerweise gewohnt waren. Kaum Präsenzunterricht und überwiegend Notbetreuung. Man erlebte den Alltag anders und lernte erst nach und nach alle Kinder der ersten bis vierten Klasse kennen. Das Team der Schule machte es einem aber leicht, sich gut einzufinden und sich wohl zu fühlen. Durch diesen Dienst ist mir klargeworden, dass ich unbedingt einen Beruf mit Kindern oder jungen Menschen erlernen möchte.
Ich habe mich für ein Duales Studium im Bereich Pflege entschieden, und mal sehen, auf welches Teilgebiet ich mich spezialisieren werde. Ein aufregender Lebensabschnitt mit hoffentlich weniger Präsenz des Coronavirus, zumindest im privatem Bereich, steht mir bevor.
Liebe Grüße und bleibt gesund,
Alex

Schülerzeitung DER KASPAR