Die diesjährige Berlinfahrt unserer Schülerinnen und Schüler aus den 10. Klassen begann sofort mit einem straff organisierten ersten Tag. Kaum waren die Koffer nach Ankunft im Hotel abgestellt, standen alle schon vor der Sicherheitsschleuse in den deutschen Bundestag. Nach einer kleinen Einweisung zu Scheren und Schraubenzieher, die von der Bundespolizei zur Überraschung des einen oder anderen durchaus als gefährliche Gegenstände eingestuft wurden, saßen die Schülerinnen und Schüler in einem Konferenzraum des Paul-Löbe-Hauses Dr. Jonas Geißler, dem Abgeordneten unseres Wahlkreises, gegenüber. Trotz der langen Anfahrt, die alle in den Knochen hatten, entspann sich schnell ein lebhaftes Gespräch, bei dem Dr. Geißler sowohl über die Eigenheiten des Lebens eines Abgeordneten in Berlin Auskunft gab als auch mit unseren Schülerinnen und Schülern über aktuelle politische Fragen diskutierte. Vor allem die Wiedereinführung der Wehrpflicht und die Sozialpolitik der Regierung interessierten die Schülerinnen und Schüler. Der CSU-Abgeordnete selbst nutzte die Gelegenheit, ein Meinungsbild über die vorgesehenen Änderungen in der Rentenpolitik oder bei der Wehrpflicht bei den Jugendlichen einzuholen, da sie ja in besonderer Weise von beiden Themen betroffen seien.
Nach diesem politischen Austausch gab es erst einmal eine kleine Stärkung im Besucherrestaurant des Bundestages, das einen herrlichen Blick auf die Spree und die Bundestagsgebäude bot, bevor es dann auf die Besuchertribüne des Reichstages ging. Dort lauschten alle einem Vortrag über den Ablauf einer Bundestagssitzung, leicht abgelenkt vom feierlichen Treiben anlässlich des 70. Geburtstages von Bundeskanzler Friedrich Merz, das man vom Plenarsaal aus hinter der „fetten Henne“ gut beobachten konnte. Der erste Tag endete dann mit dem Rundgang auf der Reichstagskuppel, der wunderschöne Ausblicke auf das nächtliche Berlin ermöglichte.
Die folgenden Tage waren dann weniger eng getaktet und ließen es besser zu, dass die Schülerinnen und Schüler die Großstadt Berlin eigenständig entdeckten, auf Shoppingtouren gingen und die kulinarische Vielfalt der Stadt ausprobierten. Das offizielle Programm gewährte dann weitere Einblicke in das politische und kulturelle Leben der Hauptstadt. Neben einer Stadtrundfahrt mit dem eigenen Bus besuchten die Schülerinnen und Schüler das Ägyptische Museum, die Berlinische Galerie oder die Gedenkstätte Berliner Mauer. Daneben lernten sie das vielfältige Angebot des Humboldt-Forums kennen, bei dem architekturhistorische und kolonialgeschichtliche Themenführungen sowie Einblicke in die ambivalente Geschichte des historischen Ortes „Berliner Schloss“ angeboten wurden. Emotional am eindrücklichsten war sicherlich der Besuch der Gedenkstätte Hohenschönhausen, bei dem einige Schülerinnen und Schüler von ehemaligen politischen Gefangenen durch das einstige Stasi-Gefängnis geführt wurden, die von der immensen psychischen Belastung während ihrer Haftzeit unter der sozialistischen Diktatur berichteten und so ein tief berührendes Plädoyer für eine freiheitlich-demokratische Gesellschaft abgaben.
Am letzten Tag standen kurz vor der Abreise noch der Besuch des Spionagemuseums und des medizinhistorischen Museums der Charité auf dem Programm. Die Klasse 10b erhielt einen der raren Termine für den Besuch des Bundeskanzleramtes und konnte live die Vorbereitungen für den Staatsbesuch des Präsidenten der Republik Zypern, Nikos Christodoulides, beobachten, der auf dem roten Teppich erwartet wurde.
Darauf ging es dann zurück nach Kronach, wo die Schülerinnen und Schüler zwar kein roter Teppich erwartete, aber in das sie mit mindestens sechs, sieben neuen Eindrücken und noch mehr gemeinsamen Erlebnissen zurückkehrten.
Susanne Posekardt
